Samstag, 10. März 2007
Ein Prosit auf die Gemütlichkeit
Am Sonntagmorgen muss ich ausnahmsweise arbeiten. Hilda holt Yann vom Flughafen ab. Entgegen meiner Erwartungen (ich wurde ja vorgewarnt) läuft mit den Kindern alles gut. Zähneputzen und anziehen klappt. Und auch "ihre" Sprache verstehe ich immer besser.
Das Essen hier hat mir bis jetzt immer geschmeckt (es gab ja auch noch keine Schnecken oder ähnliches). Yann kocht, wenn er da ist. Dann ist das Essen immer besonders pomfortionös und gut.
Ich hätte ja gerne mit den Klischees gebrochen, aber ich kann einfach nicht. Das Trinken (und ich rede hier von Alkohol) fängt meist Mittag schon an. Es gibt Rotwein, richtig guten, richtig starken. "Zwischendurch" darf man sich dann schon mal ein selbstgezapftes Bierchen (es existiert entsprechender Automat) genehmigen. Ich natürlich nur mit Cola verdünnt. Zum Abendbrot dann wieder guten Wein bis zum Abwinken. Manchmal auch -zum Anstossen- ein Gläschen Champagner. Ab und an nach dem Essen noch einmal diverse Rumspezialitäten. Natürlich extra stark. Komischerweise ist man nach all den Getränken aber nicht betrunken...
Der Tag X
Die Kinder haben Ferien und so gilt es, den ganzen Tag ein Auge auf sie zu werfen. Franzi zeigt und erklärt mir die wichtigsten Dinge. Für ihre 4 und fast 6 Jahre können die Mädels schon wirklich viel. Dank der école maternelle. Mehr als nur ein Kindergarten (wäre ein toller Werbespruch).
Die Tage gehen rum und ich fühle mich wohl hier. Ich kann mich bis jetzt wirklich nicht beklagen. Das Verstehen klappt für die eine Woche, die ich hier bin, schon ziemlich gut. Die Familie -ein bisschen verrückt, da sehr humorvoll- integriert mich gleich von Anfang an wie ein volles Familienmitglied.
Am Freitag gibt es gleich zwei Abschiedsessen -mittags und abends- für Franzi. Es kommen Freunde, die sie noch einmal sehen wollen. Sie bekommt viele Abschiedsgeschenke. Beim Verabschieden kann sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Immer wieder nicht. Hilda, die "Gastmutter" macht sich schon über sie lustig...
Am Samstag ist es dann soweit. Sie muss fahren. Es fällt ihr sehr schwer, dass merke ich den ganzen Tag über. Abends bringen wir sie alle zusammen zum Bahnhof. Ich sehe den Eiffelturm bei Nacht. Toll! Viel besser als am Tag. Auch das Stade de France kann ich erspähen. Im Augenwinkel sehe ich immer wieder wie Franzi Tränen über die Wangen kullern. Die Arme!
Im Moment kann ich leider nicht mehr für sie tun, als ihr ab und an ein Taschentuch zu reichen...
Paris-Zentrum: Superstau.
Es scheint als wolle die ganze Welt um diese Zeit ausgehen. Ich muss ein paar Mal die Augen schliessen: Sehr mutige Manövrier-Aktionen, die die Pariser da ausführen. Die Fahrerfenster sind immer offen (wahrscheinlich damit sie sich besser anschreien und fluchen können).
Dann stehen wir irgendwann doch am Bahnsteig.
Franzi heult nun Rotz und Wasser. Hilda versucht sie immer wieder damit aufzumuntern, dass dies kein Abschied für immer ist und sie sich schon im Sommer wiedersehen. Verständlicherweise beeindruckt Franzi das in diesem Moment aber gar nicht... Ich bedanke mich bei ihr für ihre ganze Hilfe und sage, dass sie stolz auf sich sein kann, dass sie das Abenteuer "Paris für 6 Monate" so gut gemeistert hat. Gut, dass hat sie auch nicht gerade getröstet. Aber ich musste es loswerden.
Wir winken so lange, bis es nicht mehr geht. Nun ist sie weg. Jetzt bin ich ganz auf mich allein gestellt. Keiner mehr, der in Zweifelsfällen für mich übersetzt. Mal sehen was nun alles kommt...